Rheinland-Pfalz: Glückwunsch, ihr habt Eure Chance verschlafen.

 

Am Freitag wurden die Ergebnisse der Wahl in der rheinland-pfälzischen Pflegezwangskammer veröffentlicht.

 

Im passenden Jargon: Ihr habt es verbockt und die Funktionäre jubeln. Das Konzept, die Schnarchnäsigkeit der Pflegekräfte auszunutzen, ist für die Zwangskämmerlinge aufgegangen.

 

Lächerliche 17,8 % Prozent Wahlbeteiligung. Über 82% interessieren sich nicht für diese Kammer! Dies ist das deutliche Votum, dass diese Kammer für die Pflegekräfte keinen Wert hat, dass die betroffenen Pflegekräfte nicht hinter dieser Verwaltungseinrichtung stehen. Von wegen starke Stimme der Pflege und eine große Bewegung. Die angeblich so wichtigen Funktionäre und »Pflegeführer« haben es nicht geschafft, die betroffenen Pflegekräfte von ihrer sensationellen Wichtigkeit zu überzeugen. Ein Armutszeugnis für die überheblichen Kämmerlinge und Funktionsträger. Jedes Wirtschaftsunternehmen würden solche »Führungskräfte« in die Wüste schicken.

 

Die Funktionäre der Kammer marodieren inzwischen durch die ganze Bundesrepublik und erklären ihre Unersetzlichkeit und vor allem, dass sie ein Mandat hätten … von wem eigentlich? Die betroffenen Pflegekräfte haben ihnen dieses nachweislich nicht erteilt. Das hat die Wahlbeteiligung bestätigt. Abgesehen davon sind politisch zugewiesen Zwangsmitglieder sowieso keine Legitimation oder gar etwas, dass man in die Nähe eines Mandates rücken darf. Das ist genau das System Kammer: Personen ungefragt als Mitglieder deklarieren und dann behaupteten, von diesen sei man legitimiert. So funktioniert das System der politisch eingefädelten Meinungsgleichschaltung per Zwangskammer.

 

Drei kammerkritische Listen sind bei der Wahl angetreten und boten die Möglichkeit eine Wende einzuleiten. Das waren auch die Listen mit den höchsten Stimmenanteilen. Die Pflegekräfte haben sie durch ihr Desinteresse nicht genutzt. Zwei Listen der Gewerkschaft verdi und die Liste »Pflegekammer ohne Zwang« sind angetreten. Selbst Ahnungslose hätten anhand des Listennamens die Chance erkennen können. Aber nicht einmal das wurde wahrgenommen. Klar, man hätte sich den Wahlzettel einmal durchlesen müssen und dann ein Kreuz an der richtigen Stelle machen sollen. Notfalls hätte man sich im Internet mal informieren müssen, aber das scheint beim Schauen von Katzenvideos zu stören. Die Kämmerlinge und ihre Schergen haben natürlich gewählt. Die Trägheit der betroffenen Pflegekräfte hat ihnen den Weg geebnet. Nicht wählen ist eine dumme Entscheidung. Wer nicht gewählt hat und jetzt mault, kann die Schuld bei sich selbst suchen.

 

Immerhin haben diese drei Listen insgesamt mehr als 38 % der Stimmen auf sich vereinigt und stellen damit eine große Fraktion in der Vertreterversammlung. Aber sie stellen keine Mehrheit, die bei einer höheren Wahlbeteiligung ganz locker hätte erreicht werden können. Diese Trägheit wird sich rächen und wahrscheinlich auch ziemlich teuer werden.

Die Chance, die Kammer in eine Kammer mit freiwilliger Mitgliedschaft und demokratischer Basis zu reformieren, wurde erfolgreich verschlafen.

 

Die Kämmerlinge werden diesen Vorteil skrupellos ausnutzen. Es wird eine Berufsordnung durchgeboxt, die auch im Falle eines Endes der Kammer bestand haben wird. Das Millionengeschäft Pflichtfortbildung wird eingeführt. Die Eurozeichen leuchten schon in den Augen der Seminaranbieter und Pflegeschulen. Und jetzt ratet mal, wer das alles bezahlen darf.

 

Die Politik jubelt ebenfalls. Da Kammern weder Gesetze verhindern noch in Entscheidungen der Politik eingreifen können (als Quasibehörden führen sie Gesetze aus und beschließen sie nicht), haben sie jetzt weitere 4-5 Jahre vor kritischen oder unbequemen Stichelein Ruhe. Die Kämmerlinge werden ihren politischen Gönnern alleine aus Dankbarkeit nicht in die Quere kommen, sondern sich auf ihre Geschäfte und persönlichen Vorteile konzentrieren. Sollten sie dann doch Aussagen absondern, kann es der Politik ebenfalls egal sein. Es hat so oder so keine Relevanz. Man soll Kämmerlinge anhören, aber man muss nicht auf sie hören. Nur wenn es politisch passt, macht man werbewirksam darauf aufmerksam.

 

Fazit: Diese Chance wurde vertan und das wird sich rächen. Zudem wäre es ein deutliches Zeichen für die anderen Bundesländer. Diese Gewalt gegen uns Pflegekräfte eskaliert weiter. In Nordrhein-Westfalen wird gerade unter Armin Laschet (CDU), ja der Kanzlerkandidat und »Hochwassergrinser«, eine Kammer eingerichtet. Der Widerstand formiert sich gerade. Und in Baden-Württemberg will die Grün-Schwarze Landesregierung, auf Grundlage ihrer »grün-alternativen Fakten«, nach der Sommerpause das gleiche tun.

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