Bevor ich vor den Kolleginnen und Kollegen in Niedersachsen vor Dankbarkeit auf die Knie falle, möchte ich mit diesem Artikel eine kurze Anmerkung zur Umfrage in Niedersachsen machen.
An der Umfrage haben nur 15.100 Kammerbetroffene teilgenommen. Das ist wenig. Meinen Unmut darüber habe ich zum Ausdruck gebracht. Schließlich haben hier viele engagierte Leute sehr hart gekämpft und sind für Euch ein Stück weit ein persönliches Risiko eingegangen, um dieses Ziel zu erreichen. Da hätte mehr Unterstützung gutgetan.
Diese Umfrage hat allerdings noch etwas ganz anderes ans Tageslicht gebracht. Rechnerisch haben gerade einmal ca. 3111 Personen für eine Pflegekammer gestimmt. Auf die Teilnehmerzahl gerechnet sind das 20,6%. Aber dieser Teilnehmerkreis hat einen ganz anderen Hintergrund. Bezogen auf die Gesamtzahl der 78.000 die teilnehmen hätten können, eröffnet sich da ein ganz anders Bild.
Man muss davon ausgehen, dass die Pflegekammerbefürworter in voller Anzahl an der Abstimmung teilgenommen haben. Ansonsten würden sie sich selbst der Unglaubwürdigkeit preisgeben. Auf der einen Seite wollen sie die unersetzlichen Pflegeberufstandsrepräsentanten sein, die starke Stimme der Pflege, welche die Masse der Pflegekräfte hinter sich versammelt, die großen »Pflegeführer/innen der Länder und Gäue« … und dann haben an der Abstimmung nur etwa 3111 dieser Spitzenkoryphäen teilgenommen?
Merkwürdig.
Muss man nicht davon ausgehen, dass alle, die sich einen schönen Platz in den Kammern gesichert haben, die diese für sie so unglaublich wichtigen Kammern fordern und unterstützen, möglichst schon am ersten Tag ihre Stimme abgegeben haben? Es wurde doch die ganze Zeit von einer überwältigenden Mehrheit für die Kammer gesprochen. Wenn diese Mehrheit so überwältigend ist, wo ist dann die Massenbewegung der Jasager abgeblieben? Weder Urlaub noch COVID-19 sind ein Argument für das Fernbleiben. Die Abstimmung hatte genug Zeit gegeben.
Wer von den Befürwortern nicht an der Umfrage teilgenommen hat, hat sich der absoluten Unglaubwürdigkeit ausgesetzt. Und wer von den Befürwortern (angeblich) keinen Zugangscode zur Abstimmung bekommen hat, hätte die besten Verbindungen der Kämmerlinge zum Ministerium nutzen könne, um diesen zu erhalten. Da gibt es keine Ausrede.
Aus dieser Umfrage lässt sich eben nicht nur eine schwache Beteiligung der gesamten Betroffenen ablesen, es lässt sich vor allem daraus ablesen, dass es eine solche überwältigende Mehrheit, wie es die Politik aller Parteien immer propagiert, niemals gegeben hat.
Es wäre eine absolute Spekulation, die 3111 Teilnehmer mit knapp 4% auf die Gesamtzahl der möglichen Abstimmungsberechtigten hochzurechnen. Von der Gesamtzahl der tatsächlich Betroffenen mal ganz abgesehen. Aber vor diesem Hintergrund kann man mit gutem Gewissen davon ausgehen, dass die tatsächliche Zahl derer, die eine Pflegezwangskammer befürworten, sehr weit von der 10%-Marke entfernt ist.
Das sollte vor allem der Politik in den anderen Bundesländern zu denken geben.