Der Nachtrag als Vortrag:
Glück gehabt. Es hat noch einmal gut gegangen. Mit meiner Überschrift zu diesem Kommentar habe ich mir nicht nur Freunde gemacht. Aber auch viel Zustimmung erfahren, weil ich damit auf ein Kernproblem in der ganzen Pflegemisere hingewiesen habe.
Wenn es einige wachgerüttelt hat, war es kein Fehler. Ich kann nur hoffen, dass diese Wachheit in Niedersachsen bestehen bleibt und auch auf die Kolleginnen und Kollegen in anderen Bundesländern abfärbt und ermutigt aufzustehen. Das Problem ist noch lange nicht ausgestanden. Die Leute, die diese »Gewalt gegen Pflegekräfte« (zu dieser Aussage stehe ich) politisch wie persönlich zu verantworten haben, verschwinden damit nicht von der Bildfläche.
Demnächst sind in vielen Bundesländern und auf Bundesebene Wahlen. Mal ein Grund wählen zu gehen und sich Gedanken darüber zu machen, wer diesen Umgang mit dem Pflegeberuf zu verantworten hat.
Und jetzt weiter der ursprüngliche Text ...
Eine Woche vor Ende der Umfrage zum Fortbestand der Pflegekammer haben erst 11.000 Personen abgestimmt.
Die erste Umfrage wurde gekippt, weil die engagierten Kolleginnen und Kollegen eine Sicherheitslücke aufgespürte haben. Gleichzeitig wurde die undemokratische Umfragetrickserei des SPD-geführten Sozialministerium aufgedeckt. Auch wenn es den sicher begründeten Verdacht gibt, dass es bei der Auswahl der an der Umfrage beteiligten nicht ganz sauber zugegangen ist, ist die Grundgesamtheit derer, die sich beteiligen können, immer noch sehr groß. Jetzt hättet Ihr die Möglichkeit, mit einem einfachen kurzen Klick auf »Nein« das Thema Pflegezwangskammer in Niedersachsen und damit früher oder später in ganz Deutschland zu beenden. Ein paar simple Klicks im Internet. Seid Ihr als examinierte Fachkräfte mit so etwas schon überfordert? Ich fange an, mich für den eigenen Berufsstand zu schämen.
Den ganzen Tag auf Facebook, twitter und Instagram surfen, ständig WhatsAppen, Influencer und Katzenvideos gucken, Internetbestellung machen und Streamingdienste gucken, so etwas bekommt ihr rund um die Uhr hin, am besten noch während der Arbeitszeit. Aber wenn es um so etwas Existenzielles geht, dass auch noch mit wenig Aufwand gelöst werden kann, dann passiert nichts.
Wenn von den 78.000 Betroffenen nur 10 % die Zwangskammern toll finden, sind das bereits fast 8.000 Stimmen für die Pflegekammer. Bei den zu erwartenden 13.000 Umfrageteilnehmern können das dann locker mehr als 50 % Zwangskammerbefürworter sein. Diese Personen, die sich an Eurem sauer verdienten Geld bedienen, die Euch Gängeln und Bevormunden wollen, die Euch Kontrollieren und Sanktionieren wollen und sich demnächst auch noch an Euren kostenpflichtigen Pflichtfortbildungen gesund stoßen werden, die haben ihre Leute bei der Stange und werde garantiert an der Umfrage teilnehmen. Die werden sich vor Freude auf die Schenkel klopfen, weil Ihr nicht in der Lage wart, eine solch einmalige Chance zu ergreifen. Eine solche Chance wird es nie wieder geben.
Egal wie diese Umfrage ausgeht. Ich bin fassungslos über so viel Verantwortungslosigkeit und Desinteresse. Euch geht es im Beruf definitiv zu gut. Ich frage mich, ob es überhaupt noch Sinn macht, sich in diesem Beruf und für Euch zu engagieren. Jemand, der so desinteressiert an der eigenen Existenz ist, der ist selbst schuld an seiner Situation.
Wenn diese Umfrage zugunsten der Zwangskammertollfinder ausgeht, dann wird es in Eurem Geldbeutel künftig kräftig wehtun. Dann will ich kein Gemaule und kein Gemecker mehr von Euch hören. Wer an dieser Umfrage nicht teilgenommenen hat, der hat es nicht anders verdient.
Bericht Rundblick-Niedersachsen
Bericht Braunschweiger Zeitung