Kammertrolle: Wenn Pflegepädagogen Briefe schreiben

 

Da schreibt mir doch ein gewisser B.M. (Name bekannt), der mit ganz vielen wichtigen Titeln aufwartet:

Zitat: »( Op-Pfleger, Lehrer, Dipl. Pflegepädagoge, Kinästhetics Trainer, Mensch der Versucht hinter die Sachen zuguckt)« Das war wirklich so geschrieben.

 

Dieser hat mir ein ziemlich langes Schreiben geschickt, in dem er sich für die Zwangskammern starkmacht. Das Schreiben kann in voller Länge hier nachgelesen werden. Ich bin gewiss kein Rechtschreibprofi, aber wenn jemand der so einen Text verfasst Lehrer ist, dann erklärt das zumindest den üblen Zustand unseres Bildungssystems. Obwohl es sich sicher um einen Internettroll handelt, habe ich diese E-Mail zum Anlass genommen, einmal öffentlich zu antworten. Vermutlich werden dabei gleich viele Fragen beantwortet und man kann sich in etwa vorstellen, was für Personen hinter den Pflegekammern stecken.

Zitierte Ausschnitte sind unbearbeitet und in grün dargestellt.

Sehr geehrter Herr B.M.,

hier meine persönlichen Anmerkungen zu Ihrem Schreiben:

Denken wir einen Augenblick nach.
Wie sieht es momentan in der Pflege aus?

• Personalmangel?!

• Keine oder geringe Kompetenzen?!

• In den Augen der nicht Pflegenden und leider auch vieler Pflegenden geringe Entscheidungsmöglichkeiten?!

• Für viel Pflegende gilt auch noch das Sie wenig an Fortbildungen teilnehmen (meine Erfahrung in meinem Umfeld).

• Geringer Organisationsgrad der Pflegenden ( Berufsverbände, Gewerkschaft) Sollen diese Punkte geändert werden, muss ein Ruck durch die Pflegenden gehen.

 

Plagiatsalarm: Ex-Bundespräsident Roman Herzog lässt grüßen.

 

Das sind Themen, die entweder nicht in den Bereich einer Pflegekammer fallen und/oder die keine Rechtfertigung sind, eine Kammer mit Zwangszuweisung einzurichten. Mit den Kernproblemen der Pflegeberufe, der Attraktivität, der Bezahlung und der Ausgestaltung der Arbeitsplätze hat eine Kammer nichts zu tun.

 

Wenn man etwas ändern will, sollte man mit vielen gleichgesinnten Personen auftreten. Bei der momentan sehr zersplitterten Organisationsstruktur der Pflegeverbände ist das fast nicht möglich.

D.h. wir müssen uns zusammen tun – eine Möglichkeit ist es eine Organisation zu schaffen in denen sich die Pflegenden organisieren können – freiwillige Organisation zum BSP. In einer Pflegegewerschaft haben in der Vergangenheit leider nicht funktioniert. Eine Möglichkeit ist es sich umschauen was andere Gruppen so tun – und hier sieht man abgesehen von Ärzten und Anwälten mit ihrem Kammersystem, dass es auch viele andere Interessensvertretung gibt um ihre Ziel und Wünsche voran zu bringen.

 

Mit genau solchen Interessenvertretungen oder gar Gewerkschaften hat eine Pflegekammer als berufsinterne Verwaltung der ausschließlich exam. Pflegekräfte – daher der Name Selbstverwaltung - rein gar nichts zu tun. Das Sie das in einen Topf werfen, bestätigt, dass Sie keine Ahnung haben, was eine Kammer überhaupt ist oder Sie ganz bewusst und irreführend einen Zusammenhang herstellen wollen, den es in Wirklichkeit nicht gibt.

 

Ja, die Pflegeverbände sind zersplittert und der Organisationsgrad der Pflegekräfte ist gering. Das muss man in einer Demokratie aushalten. Staatlich angeordnete Zwangsvereinigung einzurichten und als Interessenvertretung zu deklarieren, dass sind Methoden wie man sie z.B. in der DDR gut gefunden hat oder die nach Nordkorea passen.

Letztendlich ist es aber der Beweis, dass die Pflegeverbände für die Pflegekräfte keinen Wert und Nutzen bieten. Ansonsten wären die Mitgliederverzeichnisse voll.

Und genau diese gescheiterten Verbände wollen sich die »Mitglieder« nun per Gesetz zukommen lassen.

 

Gesetzlich durchgefüttert, statt inhaltlich wertvoll.

 

Wären Kammern für die Betroffenen wertvoll, bräuchten sie keinen Zwang. Der Organisationsgrad der Pflege wird durch die Finanzierungspflicht einer Zwangsverwaltung nicht höher. Im Gegenteil, das schafft noch mehr Frustration.

Es sind nicht alle dabei, es werden nur alle abkassiert.

 

Handwerkskammern , Industriekammern, Interessenvertretung der Einzelhändler auf Stadtebenen, Elterninitiativen imKindergarten etc.

All diese Gruppen haben das wahrscheinlich nicht nur aus Spaß an der Freude gemacht sondern um gemeinsam und starkAuftreten zu können. Bei Industrie und Handelskammer oder Innung des Handwerks werden zu dem die Vorgaben des Berufs aus dem Beruf heraus festgelegt.

 

Jetzt wird es ganz abenteuerlich. Diese Aufzählung zeigt wieder einmal völlige Ahnungslosigkeit zum Thema oder belegt endgültig, dass die Zwangskammertollfinder ganz bewusst die Pflegekräfte täuschen.

 

Kammern, Interessenvertretungen, Elterninitiativen und sogar die Innungen in einen Topf zu werfen, das ist schon mehr als frech. Haben Sie einmal überlegt warum Einzelhändler Interessenvertretungen gründen müssen, wenn nach Ihrer Aussage das auch Kammern machen könnten? Schließlich sind alle Einzelhändler Zwangsmitglieder der IHK. Die göttliche Kammer müsste das Problem doch dann wohl schon ohne extra Initiative gelöst haben. Da scheint mit der Aussage, Kammern wären Interessenvertretungen wohl irgendetwas nicht zu stimmen.

 

Ein Denkmodell: Schlagen Sie doch einmal eine Kammer für Kindergarteneltern vor. Alle müssen bezahlen, bekommen einen »Kindergartenelternausweis«, müssen Pflichtfortbildungen machen und bezahlen, aber zu dem Thema Gebühren, betriebsinterne Strukturen und Anzahl der Kindergartenplätze dürfen sie keine Forderungen stellen. Denn sie gehören ja nur zur internen Verwaltung der Kindergarteneltern, nicht der Leistungsanbieter.

 

Innungen sind freiwillige Zusammenschlüsse im Handwerksbereich, ohne Zwangsmitgliedschaft. Warum wohl gibt es Innungen, wenn es doch Kammern gibt? Und diese Innungen kämpfen an vielen Orten heftig gegen das selbstherrliche Streben der Handwerkskammern. Ein fast tägliches Geschäft welches der bffk e.V. begleitet. Um Vorgaben und interne Regelungen eines Berufsstandes festzulegen, braucht es keine Kammer mit Zwangsmitgliedschaft. Allerdings kann man sich in diesen freiwilligen Kammern keine Luxusposten einrichten, sondern muss seinen Staus durch eine Leistung und einen Wert erarbeiten. Genau das wollen die Zwangskammertollfinder gar nicht. Hier geht es wie in allen Kammern um »Bonzentum«, »Wichtigtun« und »Taschenvollstopfen«. Das funktioniert nur mit Zwang und politischer Rückendeckung.

 

Man sieht, so glaube ich hier schon das die Pflege hinterherreitet und nicht Vorreiter ist und viel unsere Probleme vielleicht daraus resultieren das wir uns bisher fremdbestimmen lassen.

 

Da ist durchaus etwas drann, aber dafür braucht es auch keine Kammern mit Zwangsmitgliedschaft. Das Fremdbestimmen bei Berufsinterna ist auch durch eine Kammer ohne Zwang zu lösen. Die häufigste Fremdbestimmung findet übrigens am Arbeitsplatz statt. Und dort hat der Arbeitgeber das sagen. Die Kammer hat dort nichts zu melden.

 

Also einfach mal Überlegen ob so eine Kammer vielleicht doch Sinn macht. Nun zu den „Kritikpunkten“.

Zwangsmitgliedschaft - ja das ist ein Problem – in Deutschland und vielen Länder um uns herum haben immer schon ein Register der Pflegenden – bei uns weis keiner wie viel wir sind.


Dafür braucht es keine Kammer. Wir haben Gesundheitsbehörden und vor allem statistische Landes- und Bundesämter. Die gibt es schon, die werden von uns bezahlt und die könnten das ganz nebenbei mitmachen. Stellt sich eher die Frage, warum die das noch nicht machen.

 

Kosten – ja, würdest Du/Sie die Organisationsarbeit und die ganzen kleine und großen Kämpfe umsonst machen.

 

Warum soll ich für etwas kämpfen und bezahlen, das ich nicht bestellt habe, das ich nicht brauche und mir keine Nutzen bringt? Mit einer Kammer auf freiwilliger Basis können die die eine Kammer haben wollen diese bekommen und auch finanzieren. In Bayern geht das sogar ohne Belastung der Pflegekräfte. Doch, dass in Bayern ist eine öffentlich-rechtliche Kammer. Aber ohne »Luxusbonzen« und »Wichtigtuer«.

 

Kosten 2 – Lobbyarbeit kostet Geld

 

Diese Lobbyarbeit ist Sache von durch Mitgliedern legitimierte Interessenvertretungen. Selbstverwaltungen verwalten. Sonst nichts. Die einzige Lobbyarbeit, welche die über 320 Zwangskammern betreiben, ist die Lobbyarbeit für die eigenen Posten und gefüllten Brieftaschen. Mehr dürfen, naja und wollen die gar nicht.

 

Kosten 3 – ohne diese Investitionen , Womenpower, Broschüren werden wir keine Einfluss erhalten.

Haben wir keinen Einfluss wir es keine Mittel für die Pflege geben dito wir es kein Personal geben und wir die Möglichkeit mit guter Qualität zu pflegen weiter abnehmen,.Das kann uns passieren weil man von außen einfach die Qualität absenkt kann , da wir ja im Moment fremd bestimmt sind.

 

Wir träumen: Kammern haben Einfluss.

 

Seid Ihr wirklich so naiv?

Weil die Politik Kammern ANhören muss, bedeutet das nicht, dass sie AUF die Kammern hören muss.

 

Da Kammern nur verwalten, sind die Kammerthemen laut Heilberufsgesetzen so irrelevant, dass diese politisch praktisch keine Rolle spielen. Politiker und Kammern treten nur dann gemeinsam auf, wenn es der Politik gerade in den Kram passt und die Ziele mit den Zielen der Politik deckungsgleich sind oder es der Wahlkampf fordert. Das wissen die Politiker ganz genau, ansonsten wäre das Thema Pflegekammer schon im Vorfeld beerdigt worden.

 Ängste:

• Ja, die gibt es zum Beispiel: Ich muss auf einmal für etwas zahlen was ich nicht verstehe.

 

Das ist sehr doppeldeutig, wenn ausgerechnet Sie so etwas anführen. Da kommen die Mitglieder von irgendwelchen Pflegeverbänden und selbst ernannten Pflegeräten und lassen sich von der Politik ein Gesetz schreiben, dass die Kämmerlinge (meist identisch mit den vorgenannten Personen) unter Androhung von juristischen Übergriffen Zwangsgelder abpressen dürfen, damit diese sich eine Kammer einrichten und das Geld in die eigenen Taschen umleiten können. (Siehe Rheinland-Pfalz)

 

Erwarten Sie wirklich, dass man ein solch unkollegiales Verhalten und eine solche Niedertracht gegen die Angehörigen des eigenen Berufsstandes versteht?

 

• Ich sehe erst mal nur meine Problem vor Ort und denke die können schön reden passiert ja doch nichts. Leider vergesse ich hier, dass ich die Problem nicht allein und im kleinen Lösen kann ( Ihr Pflegedirektor und ihr Verwaltungsdirektor habe keine Vorgaben zur mind. Besetzung einer normalen Station (nach meinem Wissenstand)

 

Auch dafür brauche ich keine Kammern mit Zwangsmitgliedschaft. Die Kammer kann bestenfalls in gutachterlicher Weise eine Einschätzung geben. Sie darf als staatliche Zwangseinrichtung aber keine Forderungen im Namen der ihr zugewiesenen Personen stellen. Zudem verwaltet sie nur die exam. Pflegekräfte. Zu allen anderen an der Pflege beteiligten Personen und deren Personalschlüssel darf sie gar nichts sagen.

 

• Muss ich meine Weiterbildung selber Zahlen, kann passieren wenn ich weiter kommen will, ich kennen sehr viel Leute die auf eigene Kosten Bachelor- und Masterstudiengänge gemacht haben um weiter zu kommen.

 

Weiterbildungen sind schon immer auf Initiative des Einzelnen erfolgt. Wer eine Zusatzqualifikation haben will oder einen höheren Abschluss haben will, der muss sich darum kümmern und das auch irgendwie finanzieren. Ob sich der Arbeitgeber daran beteiligt oder nicht, ist Verhandlungs- und Vertragssache. Das hat nichts mit Kammern zu tun, sondern nur mit persönlichen Zielen. Denn ist es letztendlich egal, ob der Stempel unter der Urkunde von der Kammer oder gleich von der ausbildenden kompetenten Stelle kommt.

 

• Kann aber auch sein und das ist sogar sehr wahrscheinlich, das Qualitätskriterien festgelegt werden die notwendig sind Pflege durchzuführen und will ein Arbeitgeber diese Kriterien erfüllen dann wir er auch Leute in die Fortbildung senden müssen – auf seine Kosten. Auch das gibt es schon .. Breast Caer Nurse, Schmerzschwester (Pain Nurse) Fachpflege Anästhesie und Intensiv etc..

 

Das machen die Arbeitgeber bisher auch schon, wenn sie es für ihre Ziele als notwendig erachten. Allerdings muss nicht der Arbeitgeber die konkrete Forderung erfüllen, sondern die exam. Pflegekraft. Der Arbeitgeber hat nur für eine Einhaltung der Vorgaben zu sorgen. Den Weg dahin bestimmt er selbst bzw. in Absprache mit dem meist ärztlichen Dienst. Wenn die exam. Pflegekräfte ihren Job behalten oder ausüben möchte, dann muss diese den entsprechenden Nachweis über die Qualifikation erbringen. Bei den Ärzten ist das ganz genauso.

 

Das alles hat nichts mit von Kammern angeordneten Pflichtfortbildungen zu tun.

Das Sie als Lehrer und dipl. Pflegepädagoge versuchen, das in einen Topf mischen zu wollen, bestärkt mein zunehmend negatives Bild von Pflegelehrern/innen aufs Neue.

 

Die Pflichtfortbildungen welche die Kammern anstreben, gehen komplett zulasten der Pflegekräfte. Wenn eine Organisation die nichts mit dem Arbeitgeber bzw. den Arbeitsplatz zu tun hat, dies Anordnen kann, dann ist die betroffene exam. Pflegekraft auch selbst für die Erfüllung der Forderungen verantwortlich. Die exam. Pflegekraft ist der Zwangskammer zugewiesen nicht der Arbeitgeber. Hier werden Kosten und Aufwand auf die Zugewiesenen abgewälzt. Und wenn der Arbeitgeber sich an den Kosten beteiligt, dann ist das ein Steuer- und sozialversicherungsrelevanter geldwerter Vorteil gegenüber den exam. Pflegekräften die das nicht finanziert bekommen.

 

Nebenbei: Inzwischen bekomme ich reichlich Rückmeldungen von ehemaligen Pflegeschülern/innen, die mir erzählen, wie sie von den »Pflegepädagogen« beim Thema Pflegekammer über den Tisch gezogen wurden und zu Unterschriften verleitet wurden. Pflegelehrerinnen und Pflegelehrer sind eine Berufsgruppe, der man an der Pflichtfortbildung auch andere Interessen unterstellen darf, als die Verbesserung der Pflegequalität.

So, dass mal zum Nachdenken auf leider sehr oberflächliche und meiner Meinung nach der Pflege unwürdigen Art und Weise einiger Diskutanten

Fehler die Ihr findet dürft Ihr behalten

Und jetzt los mit den Dislikes

 

Da braucht es keine Dislikes. Das haben Sie schon selbst erledigt. Wenn Sie tatsächlich hinter die »Sachen« schauen wollen, dann nehmen Sie einfach mal die »kammerländisch gefärbten Tomaten« von den Augen. Dann sehen Sie auch, was tatsächlich in den Kammern abgeht und wie angeblich zufrieden die Betroffenen mit diesen sind. Und lesen Sie in den jeweiligen Heilberufsgesetzen erst einmal durch, was dort unter »Aufgaben der Kammer« steht. Das haben weder Sie noch die meisten Zwangskammertollfinder, die solche Aussagen verbreiten, nämlich gar nicht gemacht.


Ich spreche jetzt mal Klartext: Hinter den Pflegekammern stecken in erster Linie »geld-, macht- und postengeile Wichtigtuer«. Leute die es in ihren Pflegeverbänden nicht geschafft haben eine Relevanz zu erreichen und die sich diese Relevanz mangels eigener Fähigkeiten per Gesetz zuweisen lassen wollen.

Kammern sind Verwaltungen, die vom Staat kostenpflichtig auf die Berufsgruppe übertragen werden. Sonst nichts.
Leute wie Sie und die Politiker sind es, die den exam. Pflegekräften zur Erreichung persönlicher Vorteile, wissentlich eine Welt vorgaukeln, von der auch Leute wie Sie ganz genau wissen, dass es sie nie geben wird.

 

Denken Sie darüber einmal nach.

 

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