»Kienbaum hat‘s verkackt!« Das war die erste, sehr menschliche Reaktion auf die Panne bei der Umfrage in Niedersachsen, die mir zugetragen wurde. Vermutlich werden dort tatsächlich Köpfe rollen. Das, was hier passiert ist, dürfte das Image der Beratungsgesellschaft etwas ramponieren, die mit dem Slogan »Wir sind Pioniere« wirbt.
Was war passiert?
Kammerbetroffene vom Pflegebündnis Niedersachsen haben Links zur Evaluationsumfrage der Pflegekammer in sozialen Netzwerken geteilt. Beim Anklicken der Links, stellten sie fest, dass sie auf bereits ausgefüllte Umfragebögen anderer Teilnehmer zugreifen konnten und es möglich war, diese zu verändern. Die Eingabe eines Sicherungscodes war wohl nicht unbedingt notwendig.
In kleinem Kreis haben sich die Aktivisten dann, zusammen mit Kai Boeddinghaus vom bffk e. V., einen Überblick über die Panne verschafft. Sie haben sich Unterstützung durch die IT-Fachleute und Netzaktivisten Anke und Daniel-Domscheit-Berg geholt. Diese haben bestätigt, dass unter diesen Umständen keine belastbaren Ergebnisse der Umfrage geliefert werden können. Die Fa. Kienbaum wurde kontaktiert, ohne vorher den Fehler publik zu machen. Die Umfrage wurde daraufhin vom Netz genommen. Erst jetzt wurde die Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz über die Panne informiert.
Damit reiht sich die Panne in eine Serie von Peinlichkeiten, Tricksereien und Falschheiten ein. Die Pflegekammer Niedersachsen ist seit ihrer Gründung unter ständigem Beschuss der von ihr betroffenen Zwangsmitglieder. Die Politik hat alles versucht, diese Kammer mit mehr oder weniger seriösen Mitteln am Leben zu halten und zu decken.
Die Umfrage selbst, wurde zu Recht als undemokratische Trickserei bezeichnet. Keine ehrliche Informationspolitik, keine klaren Fragen zum Weiterbestand der Kammer, und nicht zuletzt der Austritt der Kritiker aus dem Beirat gingen dem Debakel voraus.
Von allen Parteien hagelt es Kritik an der Befragung. Das SPD-geführte Sozialministerium unter Ministerin Carola Reimann, sprach allerdings von einem Manipulationsversuch durch Dritte. Vermutlich eher der Versuch, die Defizite der Programmierung jemanden anderem in die Schuhe zu schieben. Reaktionen der FDP, CDU, verdi.
Etwas Gutes dürfte die Panne allerdings haben. Die Befragung dürfte neu aufgesetzt werden und die Tricksereien bei der Fragestellung müssten entfallen.
Gefordert wurde auch ein Eingreifen des Ministerpräsidenten Weil, der schon viel zu lange dem Trauerspiel zugesehen hat.
Link zum Bericht des bffk e.V.